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Foto gestresster Hund

23.11.2021 | Text: Oliver Häusler | Foto: www.pro-hun.de

Hunde aus dem Tierschutz

Rettung oder Deportation?

Gerade jetzt zur Vorweihnachtszeit trifft man in sozialen Medien wieder auf zahlreiche Angebote von Tierschutzorganisationen zur Adoption von Hunden. Hunde verschiedenster Rassen aus den unterschiedlichsten Regionen Europas und dem Rest der Welt warten in Sheltern, Tierheimen und Pflegestellen auf den Menschen, der ihnen ein neues und hoffentlich besseres Zuhause geben kann.

Viele dieser Hunde haben eine Vergangenheit als Straßenhunde hinter sich. Sie lebten entweder allein oder im Verband mit anderen Hunden außerhalb familiärer menschlicher Bereiche und waren bisher auf sich gestellt.
Kontakt zu Menschen fand aus überwiegend opportunistischen Gründen statt. Auf der Suche nach Futter streiften sie durch die Straßen und erbettelten Fressbares von Menschen, die Ihnen gewogen waren. Oder sie warteten an Straßenkreuzungen auf anhaltende Autos, wo dann aus heruntergelassen Fenstern Essen auf die Verkehrsinsel fiel. Mit anderen Streunern kooperierte man oder arrangierte sich.
Sie haben Strategien entwickelt, damit sie in ihrer Welt zurechtkommen. Viele sehen nicht halb verhungert aus. Vielleicht ungepflegt, aber nicht krank.
Sie haben sich oft vom Welpenalter an durchschlagen müssen und trotzdem überlebt. Was für eine Leistung!

Oder nehmen wir den Herdenschutzhund aus dem ländlichen Osteuropa. Er war es gewohnt, alleine oder mit anderen Hunden, ohne die Kooperation mit dem Menschen seine Aufgabe an der Herde zu verrichten und wurde dann als alternder Hund aufgegeben. Er kennt keine geschlossenen Räume, hat nur selten andere Menschen oder Autos gesehen, das Leben in unserer Zivilisation ist ihm komplett fremd.

Und jetzt werden sie eingefangen und in eine Auffangstation mit vielen andere Hunden verbracht. Herausgerissen aus ihrer gewohnten Umgebung und abgeschnitten von ihren Gewohnheiten vermitteln wir sie schließlich in unsere Wohlstandsgesellschaft mit dicht be- oder zersiedelten Flächen mit versiegelten Böden, mit Verkehr, Lärm, Menschenmassen, Hektik und Alltagsstress. Hier sollen sie sich jetzt so schnell wie möglich an uns und unser Leben anpassen, alte Gewohnheiten aufgeben und nur allzu oft als Kuscheltiere, oder Partnerersatz herhalten. Ganz schön viel verlangt!

In der Folge wundern wir uns über Verhaltensauffälligkeiten von Unsicherheit über Angst, über distanziertem Verhalten bis hin zur Aggression. Wir erkennen nicht, dass sie überfordert sind und geben sie wieder zurück zur Tierschutzorganisation oder sie enden in einem unserer Tierheime – oder Schlimmeres.

Zum besseren Verständnis:
Ich arbeite überwiegend und sehr gerne mit Hunden aus dem Tierschutz. Alle meine eigenen Hunde kamen aus dem Tierschutz und ich kenne sehr viele gute Tierschutzorganisationen, die wirklich hervorragende Arbeit im Sinne des Tierwohls verrichten. Von der Versorgung im Ursprungsland über den Transport ins Zielland. Von der vorrübergehenden Pflegestelle bis hin zur endgültigen, guten Vermittlung und Nachsorge.

Und natürlich gibt es viele Hunde, die es tatsächlich aus verschiedensten Gründen verdient haben, in eine bessere Zukunft gebracht zu werden. Alleingelassene Welpen, misshandelte Hunde, Hunde aus Qualzuchten und Gebärbanken, und alle, die dort, wo sie herkommen nicht erwünscht sind.

Doch sollten wir uns immer Gedanken darüber machen, ob tatsächlich jeder Hund im Ausland gerettet werden will, nur weil seine Lebensumstände dort nicht mit unseren, oft rosarot gefärbten Vorstellungen eines erfüllten Hundelebens übereinstimmen.Wir wissen nichts über die Gedankenwelt dieser Hunde und können deshalb nur verstehen, wenn wir beobachten. Und manchmal kann man ihnen eben ansehen, dass sie nicht „glücklich“ und „dankbar“ sind, „gerettet“ worden zu sein.

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